Die Trauer – Eine Ausnahmesituation
Ein Trauerfall löst bei den betroffenen Angehörigen eine Vielzahl an Emotionen aus. Die Psychologin Verena Kast hat die verschiedenen Empfindungen Trauernder in einem Vier-Phasen-Modell zusammengefasst.
Wenn ein Mensch eine Todesnachricht erhält, löst diese oft einen Schock aus, der einen kurzen Moment, aber auch einige Tage dauern kann. Man möchte die Nachricht nicht wahrhaben. Manchmal treten auch körperliche Zeichen wie Herzrasen oder Appetitlosigkeit auf.
Auf den ersten Schrecken folgt dann die Phase der heftigen Gefühle, die intensiv und unvermittelt aufbrechen: Trauer, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Verzweiflung, aber auch Wut. Gerade, wenn der Tod einen schweren Leidensweg beendet hat, empfindet man auch Erleichterung. Dieses Gefühl der Erleichterung und der Gedanke, zu Lebzeiten des Verstorbenen etwas versäumt zu haben, lösen manchmal auch Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen aus.
In der dritten Phase werden die Emotionen weniger plötzlich und man beginnt sich bewusster an den Verstorbenen zu erinnern. Man hört bestimmte Musik, besucht besondere Orte, die an den Verstorbenen erinnern. Manche führen auch stumme Gespräche, um bei ungelösten Themen und Problemen zu einem Abschluss zu finden. Zuletzt wird der Tod des Verstorbenen als Realität angenommen, akzeptiert. Man kann wieder nach vorne blicken, die eigene Zukunft gestalten.
Die große Bekanntheit dieses Trauerphasenmodells kann für Trauernde leider zu zusätzlicher Last führen. Denn ein solches Modell verleitet zu der Annahme, dass Trauer „genau so abzulaufen habe“ und jedes andere Gefühl, jeder andere Verlauf der Trauer „nicht richtig“ sei. Die Trauernden spüren die Erwartungshaltung. Sie fühlen sich leicht unter Druck gesetzt, „richtig trauern“ zu müssen. Sie täuschen manchmal gar Reaktionen und Gefühle vor, um den Erwartungen ihrer Mitmenschen zu entsprechen. So geraten Trauernde in die Gefahr, sich von ihren Mitmenschen verlassen zu fühlen, statt durch Mitgefühl und Anteilnahme Trost und Halt zu erfahren.
Auch der Begriff der „Trauerarbeit“ trägt dazu bei, Angehörigen die Trauerzeit zu erschweren, weil er irreführend ist. Trauer ist keine „Arbeit“ die – am besten „in der richtigen Reihenfolge“ – „geleistet“ werden muss. Trauer ist ein natürlicher Prozess, den jeder Mensch in seiner individuellen Form durchlebt. Trauer kommt nicht in Phasen, sondern in Wellen, in denen der Hinterbliebene in seinen Gefühlen und Bedürfnissen mal die eine „Phase“, mal die andere durchlebt. Wer kurz nach einem Todesfall auch einmal herzlich lacht, verdrängt nicht „unnatürlich“ seine Trauer, sondern verschafft seiner Psyche eine nötige Pause vom Schmerz.
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