Digitaler Nachlass – Was passiert mit E-Mails, Social Media und Online-Konten?
Im digitalen Zeitalter hinterlassen wir nicht nur materielle Besitztümer, sondern auch eine umfangreiche digitale Identität. E-Mail-Konten, Social-Media-Profile, Online-Banking und Cloud-Speicher – all das gehört zum digitalen Nachlass. Doch was geschieht damit nach dem Tod?
Die meisten Menschen regeln ihren materiellen Nachlass sorgfältig. Der digitale Nachlass hingegen wird oft vergessen. Dabei kann er für Hinterbliebene zur großen Herausforderung werden.
Was gehört zum digitalen Nachlass?
Der digitale Nachlass umfasst alle Online-Aktivitäten und digitalen Daten. E-Mail-Konten, Social-Media-Profile, Online-Banking und Cloud-Speicher mit Fotos und Dokumenten gehören ebenso dazu wie Online-Shopping-Konten, Streaming-Dienste und digitale Abonnements.
Die Vielfalt ist enorm. Ein durchschnittlicher Internetnutzer hat heute zwischen 80 und 100 verschiedene Online-Konten. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie umfangreich ihr digitaler Fußabdruck ist.
Die rechtliche Situation
Seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 2018 ist die rechtliche Lage klarer. Digitale Inhalte sind grundsätzlich vererbbar. Die Erben treten in die Rechte und Pflichten des Verstorbenen ein – auch bei digitalen Verträgen. Sie haben das Recht, auf E-Mail-Konten und andere digitale Dienste zuzugreifen.
Allerdings ist die Durchsetzung oft kompliziert. Viele Anbieter stellen hohe Hürden auf. Ohne die richtigen Zugangsdaten wird es schwierig.
Warum digitale Vorsorge wichtig ist
Ohne Vorsorge stehen Angehörige vor großen Problemen. Laufende Kosten durch vergessene Abonnements summieren sich. Wichtige Dokumente in Cloud-Speichern bleiben unerreichbar. Wertvolle Erinnerungen wie Fotos gehen verloren.
Besonders problematisch wird es bei Online-Banking oder digitalen Vermögenswerten. Wenn Angehörige nicht wissen, dass Konten existieren, kann Vermögen verschwinden. Auch Social-Media-Profile können zur Belastung werden, wenn sie nach dem Tod weiterlaufen.
So sorgen Sie vor
Der erste Schritt ist eine vollständige Bestandsaufnahme. Notieren Sie alle Online-Konten und Zugangsdaten. Diese Liste sollten Sie an einem sicheren Ort aufbewahren – im Tresor, im Bankschließfach oder in einem Passwort-Manager.
Passwort-Manager wie LastPass oder 1Password bieten Notfall-Zugriffe an. Im Todesfall können benannte Personen nach einer Wartezeit auf die gespeicherten Passwörter zugreifen. Dies ist eine sichere und praktische Lösung.
Bestimmen Sie eine Person Ihres Vertrauens als digitalen Nachlassverwalter. Diese Person sollte technisch versiert sein. Halten Sie Ihre Wünsche schriftlich fest: Welche Accounts sollen gelöscht werden? Was soll mit wichtigen Daten geschehen?
Online-Banking und Zahlungsdienste
Bei Online-Banking und digitalen Zahlungsdiensten wie PayPal oder Apple Pay ist besondere Vorsicht geboten. Diese Zugangsdaten sind sensibel, aber für die Nachlassabwicklung oft unerlässlich.
Cloud-Speicher und wichtige Dokumente
In Cloud-Speichern wie Dropbox, Google Drive oder iCloud lagern oft wichtige Dokumente. Fotos, Videos und Verträge können für Angehörige von großer Bedeutung sein.
Ohne Zugangsdaten ist der Zugriff schwierig. Deshalb sollten wichtige Dokumente nicht ausschließlich in der Cloud gespeichert werden.
Eine zusätzliche lokale Kopie ist sinnvoll. Für Fotos sollten Sie regelmäßig Backups erstellen.
Digitale Abonnements und laufende Kosten
Streaming-Dienste, Online-Magazine, Fitness-Apps – viele Menschen haben zahlreiche kostenpflichtige Abonnements. Nach dem Tod laufen diese oft unbemerkt weiter und verursachen unnötige Kosten.
Erstellen Sie eine Liste aller Abonnements mit Anbieter und Kündigungsfrist. Diese Information hilft Angehörigen, Verträge rechtzeitig zu kündigen.
Professionelle Unterstützung
Die Regelung des digitalen Nachlasses kann komplex sein. Der Formalitätenservice von Wiese Bestattungen unterstützt Sie dabei, alle notwendigen Schritte nach einem Todesfall zu organisieren.
Dies schließt auch die Abwicklung digitaler Angelegenheiten ein.
Bei besonders komplexen Fällen – etwa bei umfangreichen digitalen Vermögenswerten oder internationalen Konten – können wir Ihnen auf Wunsch spezialisierte Anwaltskanzleien nennen, die sich auf die Abwicklung digitaler Nachlässe spezialisiert haben
Der digitale Nachlass als Teil der Vorsorge
Der digitale Nachlass sollte Teil einer umfassenden Vorsorgeplanung sein. Neben Testament, Patientenverfügung und Vollmachten gehört auch die Regelung digitaler Angelegenheiten dazu.
Eine umfassende Vorsorge gibt Ihnen die Gewissheit, dass auch Ihre digitale Identität nach Ihren Wünschen behandelt wird. Sie entlasten damit Ihre Angehörigen erheblich.
Regelmäßige Aktualisierung
Der digitale Nachlass ist kein einmaliges Thema. Neue Accounts kommen hinzu, alte werden gelöscht, Passwörter ändern sich. Überprüfen Sie Ihre Nachlassplanung regelmäßig – mindestens einmal jährlich.