Rheinland-Pfalz geht voran: Mehr Freiheit bei der letzten Ruhe

Rheinland-Pfalz geht voran: Mehr Freiheit bei der letzten Ruhe

Rheinland-Pfalz hat sein über 40 Jahre altes Bestattungsgesetz grundlegend überarbeitet. Die Reform bringt deutlich mehr Selbstbestimmung für Verstorbene und ihre Angehörigen – und könnte Signalwirkung für ganz Deutschland haben.

Die Änderungen sind umfassend und berühren zentrale Bereiche der Bestattungskultur. Erstmals wird in Deutschland die strikte Bindung an Friedhöfe gelockert, neue Bestattungsformen werden zugelassen, und Angehörige erhalten mehr Möglichkeiten, die Erinnerung an ihre Verstorbenen zu bewahren.

Ende der strikten Friedhofspflicht

Jahrzehntelang galt in Deutschland eine nahezu uneingeschränkte Friedhofspflicht. Bestattungen mussten auf kommunalen oder kirchlichen Friedhöfen stattfinden. Rheinland-Pfalz bricht nun mit dieser Tradition. Künftig sind auch Bestattungen außerhalb von Friedhöfen möglich.
Diese Lockerung gibt Menschen mehr Wahlfreiheit bei der Entscheidung über ihre letzte Ruhestätte. Die Würde des Verstorbenen bleibt dabei durch klare gesetzliche Vorgaben gewahrt. Die Veränderung trägt dem Wunsch vieler Menschen Rechnung, selbstbestimmter über die eigene Bestattung zu entscheiden.

Flexibler Umgang mit Totenasche

Besonders bedeutsam ist die neue Regelung zum Umgang mit Totenasche. Diese darf nun im privaten Umfeld aufbewahrt oder an ausgewählten Orten verstreut werden. Bisher war dies in Deutschland nur in sehr eingeschränktem Rahmen möglich.
Viele Menschen wünschen sich, die Asche eines geliebten Menschen zu Hause aufzubewahren oder an einem persönlich bedeutsamen Ort zu verstreuen. Das neue Gesetz ermöglicht dies unter klaren Voraussetzungen. Die Entscheidung muss vom Verstorbenen selbst in einer Verfügung festgelegt worden sein.

Die Teilasche als neue Möglichkeit

Eine weitere Neuerung ist die sogenannte Teilasche. Angehörige können einen Teil der Asche erhalten, während der Hauptteil beispielsweise auf einem Friedhof beigesetzt wird. Dies ermöglicht es, Erinnerungsstücke zu schaffen oder symbolische Orte zu gestalten.
Die Teilasche kann für verschiedene Zwecke verwendet werden. Manche Angehörige möchten einen Teil der Asche an einem besonderen Ort verstreuen, der für den Verstorbenen Bedeutung hatte. Andere nutzen die Möglichkeit, mehreren Familienangehörigen einen Teil der Asche zu überlassen, wenn diese räumlich getrennt leben.

Flussbestattung in heimischen Gewässern

Das neue Gesetz lässt Flussbestattungen in den großen Gewässern des Landes zu. Diese Form der Bestattung ist besonders für Menschen interessant, die eine enge Verbindung zu diesen Flüssen und der Landschaft Rheinland-Pfalz hatten.
Die Flussbestattung ist eine naturnahe Form des Abschieds. Die Asche wird dem natürlichen Kreislauf übergeben. Für die Durchführung gelten allerdings klare Regeln. Nicht jeder Flussabschnitt ist zugelassen, und die Bestattung muss würdevoll und unter Einhaltung aller Vorschriften erfolgen.

Diamantbestattung als persönliches Andenken

Die vielleicht spektakulärste Neuerung ist die Zulassung der Diamantbestattung. Ein kleiner Teil der Totenasche wird dabei unter hohem Druck und bei hoher Temperatur zu einem synthetischen Diamanten gepresst. Dieser Prozess dauert mehrere Wochen und erfordert spezialisierte Unternehmen.
Das Ergebnis ist ein echter Diamant, der als Schmuckstück gefasst werden kann. Für viele Angehörige ist dies eine sehr persönliche Form, die Erinnerung an den Verstorbenen zu bewahren. Der Diamant kann über Generationen weitergegeben werden und bleibt als dauerhaftes Symbol der Verbundenheit erhalten.
Die Kosten für eine Diamantbestattung sind allerdings erheblich. Je nach Größe und Qualität des gewünschten Diamanten können mehrere tausend Euro anfallen. Dennoch entscheiden sich zunehmend Menschen für diese moderne Form des Andenkens.

Voraussetzungen für die neuen Bestattungsformen

Die neuen Freiheiten sind nicht bedingungslos. Das Gesetz knüpft sie an klare Voraussetzungen, um einen verantwortungsvollen Umgang sicherzustellen.
Zunächst muss der Verstorbene seinen letzten Wohnsitz in Rheinland-Pfalz gehabt haben. Diese Regelung gilt unabhängig davon, wo der Tod eingetreten ist. Wer also zeitlebens in einem anderen Bundesland lebte, kann die rheinland-pfälzischen Neuerungen nicht nutzen.
Zwingend erforderlich ist eine schriftliche Verfügung zur Totenfürsorge. Der Verstorbene muss zu Lebzeiten dokumentiert haben, welche Form der Bestattung er wünscht. Diese Verfügung stellt sicher, dass tatsächlich der Wille des Verstorbenen umgesetzt wird und nicht die Angehörigen eigenmächtig entscheiden.
Die Durchführung bleibt ausschließlich qualifizierten Bestattern vorbehalten. Dies gewährleistet, dass alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden und die Bestattung würdevoll erfolgt. Eigenständige Durchführung durch Privatpersonen ist nicht zulässig.

Evaluierung nach fünf Jahren

Die Landesregierung hat eine Überprüfung des Gesetzes nach fünf Jahren vorgesehen. Diese Evaluierung soll zeigen, wie sich die Neuerungen in der Praxis bewähren und ob Nachbesserungen erforderlich sind.
Solche Überprüfungen sind bei grundlegenden Gesetzesänderungen sinnvoll. Sie ermöglichen es, unvorhergesehene Probleme zu erkennen und die Regelungen gegebenenfalls anzupassen. Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung wird dabei eine Rolle spielen.

Was in Niedersachsen gilt

Es gelten weiterhin die Bestimmungen des Niedersächsischen Bestattungsgesetzes. Dieses ist deutlich traditioneller ausgerichtet. Die Friedhofspflicht besteht weitgehend fort, und viele der rheinland-pfälzischen Neuerungen sind hier nicht möglich.
Allerdings bietet auch das niedersächsische Recht verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Naturnahe Bestattungsformen wie Baumbestattungen sind erlaubt, anonyme Bestattungen sind möglich, und auch die Gestaltung der Trauerfeier kann sehr individuell erfolgen.
Wir beraten Sie gerne zu allen Möglichkeiten, die Ihnen in Niedersachsen zur Verfügung stehen. Die Vielfalt der Bestattungsformen wächst auch hier stetig, auch wenn sie noch nicht das rheinland-pfälzische Niveau erreicht hat.

Beratung und Unterstützung

Auch wenn die rheinland-pfälzischen Neuerungen derzeit nicht für Niedersachsen gelten, beraten wir Sie umfassend zu allen verfügbaren Bestattungsformen. Wir helfen Ihnen dabei, die für Sie passende Form der letzten Ruhe zu finden – sei es für eine Bestattungsvorsorge oder im akuten Trauerfall.
Unsere erfahrenen Mitarbeiter informieren Sie über traditionelle und moderne Bestattungsarten. Wir unterstützen Sie bei der rechtssicheren Verfassung einer Bestattungsverfügung und begleiten Sie durch alle notwendigen Schritte. Dabei berücksichtigen wir Ihre persönlichen Wünsche ebenso wie die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Entwicklung zeigt: Das Bestattungswesen befindet sich im Wandel. Was heute in Rheinland-Pfalz möglich ist, könnte morgen auch in anderen Bundesländern Realität werden. Wir halten Sie über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden und informieren Sie, sobald sich Änderungen ergeben.