Trauer aktiv bewältigen: Ein moderner Wegweiser durch die Zeit der Trauer
Der Verlust eines geliebten Menschen erschüttert unser Leben in seinen Grundfesten. Wo früher von starren Trauerphasen die Rede war, wissen wir heute: Jeder Mensch trauert anders, und das ist gut so.
Die moderne Trauerforschung spricht von Traueraufgaben – Herausforderungen, denen wir uns in unserem eigenen Tempo und auf unsere ganz persönliche Weise stellen können.
Die vier Traueraufgaben: Ein Weg zur aktiven Bewältigung
Die Realität des Verlustes akzeptieren
Der erste Schritt ist oft der schwerste: zu begreifen, dass der geliebte Mensch wirklich nicht mehr da ist. Gefühle der Unwirklichkeit oder eine gewisse emotionale Taubheit sind in dieser Zeit völlig normal.
Viele Trauernde berichten von Gedanken wie „Das kann nicht sein“ oder haben das Gefühl, in einem bösen Traum gefangen zu sein.
Was kann helfen?
- Sich Zeit nehmen, um das Geschehene zu realisieren
- Den Abschied bewusst gestalten, zum Beispiel durch die Teilnahme an der Bestattung
- Mit anderen über den Verstorbenen und die eigenen Gefühle sprechen
- Orte aufsuchen, die mit dem Verstorbenen verbunden sind
Den Trauerschmerz durchleben
Auch wenn unser Umfeld manchmal signalisiert „Das Leben muss weitergehen“ – der Schmerz braucht seinen Raum. Nur wer seine Trauer zulässt, kann sie auch verarbeiten. Dies bedeutet nicht, ständig traurig sein zu müssen, sondern allen aufkommenden Gefühlen – auch Wut, Erleichterung oder Schuldgefühlen – Raum zu geben.
Wege durch den Schmerz:
- Die eigenen Gefühle in einem Tagebuch festhalten
- Kreativ werden: malen, musizieren, schreiben
- Sich mit anderen Trauernden austauschen
- Bewegung in der Natur
- Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, wenn der Schmerz überwältigend wird
Sich in einer Welt ohne den Verstorbenen zurechtfinden
Der Verlust eines Menschen hinterlässt nicht nur eine emotionale Lücke, sondern verändert oft auch ganz praktische Aspekte unseres Alltags. Vielleicht müssen neue Fähigkeiten erlernt oder Rollen übernommen werden, die bisher der Verstorbene innehatte.
Praktische Ansätze:
- Den Alltag schrittweise neu organisieren
- Sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten
- Neue Routinen und Gewohnheiten entwickeln
- Sich kleinen Herausforderungen stellen
- Alte und neue Interessen pflegen
Eine neue Form der Beziehung zum Verstorbenen finden
Entgegen früherer Ansichten geht es nicht darum, „loszulassen“ oder zu „vergessen“. Vielmehr wandelt sich die Beziehung zum Verstorbenen. Er oder sie behält einen wichtigen Platz in unserem Leben, aber auf eine neue, andere Art.
Mögliche Wege:
- Erinnerungen bewusst pflegen
- Persönliche Rituale entwickeln
- Dem Verstorbenen einen besonderen Platz im Leben einräumen
- Die schönen gemeinsamen Momente würdigen und zugleich
- Sich gleichzeitig neuen Beziehungen und dem Leben öffnen
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
Es gibt Situationen, in denen professionelle Unterstützung besonders hilfreich sein kann:
- Wenn die Trauer auch nach längerer Zeit noch überwältigend ist
- Wenn der Alltag dauerhaft schwer zu bewältigen ist
- Wenn Sie sich in Ihrer Trauer sehr allein fühlen
- Wenn Sie das Gefühl haben, nicht weiterzukommen