In Würde sterben
Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes. Wie kann es gelingen, diese Würde auch noch am Ende unseres Lebensweges zu wahren und aufrechtzuerhalten?
In unserer heutigen Gesellschaft wird das Sterben viel zu oft nicht mehr als Teil des Lebens gesehen und begriffen. Jedes Jahr versterben in Deutschland viele tausend Menschen aller Altersstufen allein und einsam. Und ohne die Möglichkeit, von Angehörigen, Freundinnen oder Freunden oder der Familie Abschied zu nehmen. Seit Beginn der Pandemie hat sich diese furchtbare Situation noch einmal verschlimmert.
Umso wichtiger ist es darum, sich zu vergegenwärtigen, dass jeder Mensch ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen hat. Er muss darauf vertrauen können, dass er in seiner letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird und dass Entscheidungen unter Achtung seines Willens getroffen werden.
Die seit 2010 bestehende Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland formuliert Leitsätze, wie dieses Recht gewährleistet und durchgesetzt werden kann.
Würdezentrierte Therapie
Als bedeutender Fortschritt in der palliativen Therapie hat sich die anfangs der 2000-er Jahre entwickelte Würdetherapie erwiesen. Sie hat zum Ziel, psychosoziale, spirituelle und existentielle Belastungen von Schwerstkranken zu vermindern und ihr Empfinden von Würde, Sinnhaftigkeit und Zielgerichtetheit zu stärken.
Die Patientinnen und Patienten werden dazu eingeladen, in mehreren Gesprächen mit ihrer Therapeutin oder ihrem Therapeuten einen Lebensrückblick zu entwerfen und dabei zum Beispiel auf das einzugehen, was sie im Leben erreicht haben, worauf sie stolz sind und was in besonderer Erinnerung bleiben soll.
Und ebenso auf Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie ihren Angehörigen für deren Zukunft weitergeben möchten.
Die aufgenommenen Interviews werden von der Therapeutin oder dem Therapeuten in lesbare Form gebracht und mit der Patientin oder dem Patienten besprochen. Zuletzt wird der fertige Text der Patientin oder dem Patienten in mehrfacher Ausfertigung überreicht, der ihn wie ein Vermächtnis denjenigen Personen hinterlassen kann, die ihm am nächsten stehen.
Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Thema Würdetherapie.
Zufriedenheit und Gewinn
Sehr viele Patientinnen und Patienten, die an einer solchen würdezentrierten Therapie teilgenommen hatten, berichten über hohe Zufriedenheit und ein erhöhtes Gefühl von Würde und Lebenssinn. Auch Angehörige erleben immer wieder den durch die therapeutischen Gespräche entstandenen Lebensrückblick ihres Verstorbenen als wertvolle Quelle des Trosts und Hilfe in der Zeit der Trauer.