„Reerdigung“: Eine neuartige Bestattungsform macht von sich reden
Immer mehr Menschen interessieren sich für die neuartige Bestattungsform der Reerdigung. Auch das Haus Wiese bekommt dazu seit einige Zeit vermehrt Anfragen – Grund genug für uns als Fachunternehmen, einmal näher auf das Thema einzugehen.
Worin unterscheidet sich eine Reerdigung von einer herkömmlichen Bestattung?
Bei der Reerdigung wird der Körper des Verstorbenen in einem sargartigen Stahltank, dem sogenannten Kokon, auf Schnittgut aus Heu, Stroh und Blumen gelagert. Der Behälter wird verschlossen. Die zu vielen Millionen im Schnittgut vorhandenen Mikroorganismen sorgen unter Zuführung von Warmluft und leichter Bewegung des Behälters für die rasche Zersetzung des Leichnams und transformieren den Körper in Humuserde, analog zu einer Kompostierung. Dieser Prozess dauert vierzig Tage. Die Überreste werden auf einem Friedhof in einem Erdgrab beigesetzt.
Wird auch das Skelett des Verstorbenen bei der Reerdigung verstoffwechselt?
Menschliche Knochen bestehen zum größten Teil aus anorganischem Material, hauptsächlich aus Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium und Kalium. Diese Substanzen können von den Mikroorganismen bei einer Reerdigung nicht kompostiert werden. Die verbleibenden Knochen und Skelettteile werden daher nach Abschluss des Zersetzungsprozesses mechanisch zermahlen und der entstandenen Humuserde beigefügt.
Ist die Reerdigung eine ökologische Art der Beisetzung?
Der Entwickler des Verfahrens, ein ehemaliger IT-Unternehmer, betont, dass anders als bei einer Urnenbeisetzung bei der Reerdigung keine fossilen Brennstoffe für die Kremation benötigt und auch keine schwer vergänglichen Materialien wie lackierte Särge oder Urnen in die Erde eingebracht werden. Allerdings ist gesetzlich geregelt, dass ohnehin nur noch biologisch abbaubare Särge und Urnen beigesetzt werden dürfen. Zu berücksichtigen ist ferner, dass aktuell weite Transportstrecken mit dem Bestattungswagen notwendig sind, um eine Reerdigung zu realisieren, was sich negativ auf die Ökobilanz auswirkt.
Ist die Reerdigung hygienisch unbedenklich?
Die Anbieter weisen darauf hin, dass während des Zersetzungsprozesses des Leichnams Temperaturen von rund 70 Grad Celsius in dem Stahltank erreicht würden, wodurch zum Beispiel Krankheitserreger und Arzneisubstanzen zuverlässig neutralisiert würden. Bevor der entstandene Humus in das Grab eingearbeitet wird, würde er sorgfältig auf hygienische Unbedenklichkeit untersucht.
Wo ist die Reerdigung aktuell möglich?
In den USA ist die Reerdigung bereits seit 2019 erlaubt. In Deutschland gibt es noch keine bundesweite Zulassung. Eine Ausnahme bildet Schleswig-Holstein, wo 2022 ein Pilotprojekt gestartet wurde. Im Stadtstaat Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern ist es mittlerweile möglich, in Schleswig-Holstein nach dem Reerdigungs-Verfahren erzeugten Humus auf einem Friedhof beizusetzen. Bundesländer wie NRW und Bayern lehnen die Reerdigung aus Pietätsbedenken weiterhin ab.
Was kostet eine Reerdigung?
Die Reerdigung gehört zu den teuersten Bestattungsformen überhaupt. Denn zu den Kosten für das Reerdigungsverfahren selbst in Höhe von knapp 3.000 Euro addieren sich noch die Kosten für die Grabstelle und eventuell dessen Pflege. Auch Organisation und Durchführung der Trauerfeier sowie die Erledigung der anfallenden Formalitäten sollten berücksichtigt werden.
Wenn Sie sich für ganzheitliche, naturnahe Alternativen zu den klassischen Bestattungsformen interessieren, beraten wir Sie jederzeit umfassend, neutral und selbstverständlich kostenfrei im persönlichen Gespräch.